Lucia Coray studierte an der F+F Schule für Kunst und Mediendesign Zürich. Sie widmete sich anfänglich vor allem dem Schreiben und der Kalligrafie, danach der Malerei. Corays Familie stammt ursprünglich vom Ofenpass (Graubünden). Geboren 1957 im Kanton Zürich, lebt und arbeitet sie heute in Wollerau (Schwyz) und Zürich.
Seit Beginn der 1980er-Jahre baut Lucia Coray ruhig und bedacht an einem Werk, das in der Summe eine Erforschung des malerischen Tuns ist. Kunst als physischer Akt und als mentale Aktivität, als internes Ereignis und zugleich als Metapher für die Gesetzmässigkeit der condition humaine. Seit ihren Anfängen hat Lucia Coray mit dem Gesicht in ziselierter Feinarbeit Blatt um Blatt wie ein Raster überzogen. Zunehmend aber ist das Motiv durch die exzessive Inanspruchnahme und das rituelle Wiederholen aufgelöst worden. Wie bei Gertrud Steins «A rose is a rose is a rose» der ursprüngliche Symbolcharakter der Rose obsolet wurde, so verliert auch bei Coray das Gesicht durch das endlose Zitat seinen Charakter und damit das, was jeden Menschen vom andern unterscheidet. Zurück bleibt ein Substrat, das formal an ein Gesicht erinnert, zerlegt auf ein paar Striche oder als Dreieck, reduziert auf diesen Primärcode und damit auf die erste menschliche Form, die wir schon als Kind lesen. So wenig das bei Coray zum Zeichen gefrorene Gesicht den Betrachter zu einem Dialog einlädt, so wenig liefert ein bestimmter Bildtitel den Schlüssel zu einem Sinn. Das «ohne Titel» jeder Arbeit lässt jegliche Leseart zu. Erstmals liest sich diese Aneinaderreihung von rudimentären Zeichen für den Betrachter wie ein minimalistisches Netz, wobei das einzelne Zeichen als Farbspur und als künstlerisches Ausdrucksmittel unser ästhetisches Empfinden anspricht. Für die Künstlerin hingegen generieren diese Ketten von Gesichtern etwas Bedeutsames, weil sie im Prozess der Herstellung dieser Zeichen ihre Gedanken und Gefühle einwebt, vergleichbar mit dem setzen von Buchstaben, die erst in einer bestimmten Abfolge einen Sprachsinn ergeben. Für die Künstlerin selbst sind ihre Arbeiten «lesbar» sowohl vor- als auch rückwärts. In Ihnen liest sie, was sie schon erreicht hat. Jede Arbeit führt sie zur nächsten hin, vergleichbar mit den einzelnen Kapitel in einem Buch, die zusammen den narrativen Sinn ergeben. Entsprechend ist Zeichnen oder Malen für sie ein investigatives Instrument, mit dem sie die methodischen und ästhetisch Felder, aber auch ihre eigenen Inhalte aufbietet, und insofern sind diese Zeichen, die Coray setzt, Notizen für und über sich selbst. Aber im Unterschied zum geschriebenen Wort hat sie diese physikalisch erschlossen.
Text: Marianne Karabelnik
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